In der kürzlich erschienenen Edelmann Trust Studie 2015 kommt es dramatisch zum Ausdruck: Die Chefs der Unternehmen, CEOs, haben innerhalb eines Jahres dramatisch an Vertrauen in der deutschen Bevölkerung eingebüßt und tragen die rote Laterne im Vertrauensranking. Dabei ist der vor einem Jahr eh schon niedrige Vertrauenswert nochmals um 25% eingebrochen. Man kann über die Mess-Methodik und die Werte im einzelnen diskutieren, der dahinter liegenden Trendaussage jedoch wohl kaum widersprechen.
Die „Welt am Sonntag“ betitelte neulich einen Artikel über die Unternehmenslenker mit „Die überforderte Elite“, wonach Unternehmenslenker durch hohe Volatilität sowie überbordende Unsicherheit, Komplexität und Vieldeutigkeit an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit kommen. Ist der Vertrauensverlust in die CEOs ein Resultat dieser möglichen Überforderung? Auch wenn die Werte einzelner CEOs variieren, ist Vertrauenswürdigkeit sicher ein Maßstab dafür, wie mit den hohen Herausforderungen an der Unternehmensspitze aus Sicht der öffentlichen Wahrnehmung umgegangen wird.
„Der CEO als Chief Engagement Officer, der verantwortungsvoll handelt und offen kommuniziert, ist nicht in Sicht. Dabei ist er derjenige, der das Vertrauen in sein Unternehmen lenken muss“, sagt Susanne Marell von Edelman Deutschland. Vertrauen basiert auf der Annahme, dass bestimmte Entwicklungen einen positiven, erwarteten Verlauf nehmen und ist der Ausdruck zwischenmenschlicher Beziehungen von Verhalten und Erleben. Die meisten Unternehmensleiter prägen diese Beziehung in der Öffentlichkeit offensichtlich – nach der Edelmann Trust Studie – nicht zum Positiven.
Vertrauenswerte haben direkte und indirekte wirtschaftliche Rückwirkungen auf die Unternehmen. Ökonomisch ausgedrückt erhöht mangelndes Vertrauen die Transaktionskosten der Unternehmen. Vertrauen ist Geldwert, da es die notwendigen Ressourcen zur Absicherung von Risiken als auch Komplexität reduziert, mehr Kunden die Produkte kaufen und Investoren zu Engagement bewegt. Unstrittig ist, das trotz vieler anderer Aspekte die Kommunikation der Unternehmen maßgeblich für die Vertrauenswürdigkeit in der Öffentlichkeit ist. Dies gilt insbesondere für die Kommunikation des CEO. Dabei gilt das Theorem von Watzlawik, „man kann nicht nicht kommunizieren“.
Alles, nicht nur was, wie und von wem es gesagt wird, auch das was nicht gesagt wird, ist somit Kommunikation und wird wahrgenommen. Hier liegt die Chance, aber auch das Risiko – für den CEO, sein Handeln und seine Kommunikation. Vertraut der CEO sich selbst und seiner eigenen Kommunikation? Ist er bereit Stellung zu beziehen und klare Positionen einzunehmen, seine Haltung zu zeigen? Passt das mit dem Unternehmensbild zusammen, wirkt er damit berechenbar und glaubwürdig? Wenn dies als konsistent, transparent und offen erlebt wird, entsteht Vertrauen. Genau an diesem Punkt setzt managerfragen.org an: Vertrauen als Ergebnis einer glaubwürdigen Kommunikation, eines persönlichen, offenen und fairen Dialoges zwischen Vertrauensgeber und Vertrauensnehmer.