Sehr geehrter Herr Thielen, die aktuelle weltpolitische Lage treibt mich um und ich bin in großer Sorge, auch wegen unserer Kinder. Und als ich dann noch auf ein aktuelles Werbeplakat unserer Bundeswehr im Rahmen der Kampagne „Mach, was wirklich zählt“ http://www.machwaswirklichzaehlt.de/ mit dem Wortlaut „Krisenherde löscht du nicht mit abwarten und Tee trinken“ aufmerksam gemacht wurde, habe ich mich gefragt: Auf welchem Weg sind wir hier eigentlich? Sind wir wieder voll dabei?
Unser Land hat zwei Weltkriege verloren. Der Letzte hat unsägliches Leid über die Welt gebracht. Eigentlich müsste doch gerade uns Deutschen klar sein, dass Kriegführen nicht das richtige Mittel ist. Bei mir leuchten alle Alarmglocken auf, wenn mit solchen Plakaten offenbar die Botschaft gesendet wird, dass bei einem Krisenherd nur ein Bundeswehreinsatz hilft. Wie sehen Sie das? Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung. Nicola Hengst-Gohlke
Sehr geehrte Frau Hengst-Gohlke,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage, die Sie über das Portal Managerfragen an mich gerichtet haben.
Ich teile Ihre Einschätzung, dass die aktuelle weltpolitische Lage nicht erst seit den Anschlägen von Paris uns alle in hohem Maße besorgen muss. Ich bin auch der Meinung, dass es keine einfachen Lösungen für zum Teil seit langen Jahren anhaltende Konflikte gibt.
Die Meinungsvielfalt und Toleranz, genauso die Lebensqualität und die wirtschaftlichen Perspektiven, die wir in Deutschland und vielen Industrieländern erfreulicherweise teilen, sie sind weltweit keine Selbstverständlichkeit. Sie fußen auf grundlegenden Wertvorstellungen wie der Unverletzlichkeit der menschlichen Würde, des demokratischen Miteinanders, der Geltung des Rechts oder der Gewaltenteilung. Allesamt Prinzipien, für die die Konrad-Adenauer-Stiftung in ihrem Alltag eintritt.
Und für die es sich einzutreten lohnt. In diesem Zusammenhang interpretiere ich auch das von Ihnen angesprochene Plakat der Bundeswehr. Aus meiner Sicht geht es hier nicht darum, mit leichtfertigen militärischen Einsätzen zu liebäugeln. Es gilt stets der Primat der Politik und der Austausch der Argumente am Verhandlungstisch. Aber als ultima ratio halte ich es für gerechtfertigt, dass eine demokratische Ordnung wehrhaft bleibt und über Instrumente verfügen sollte, um sich und ihre Bürger gegen Angriffe auf unsere Prinzipien und Wertvorstellungen zu verteidigen.
So verstehe ich auch den Kontext, in dem die Bundeswehr seit nun sechs Jahrzehnten ihrem Auftrag nachkommt.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Thielen