Verfasser/in der Frage

25.03.2013 13:10:28

Sehr geehrte Frau von Dewitz,

die FAZ schreibt in einem Bericht ueber Sie, das „Diese Frau so wenig in die Gegend [passt], dass es selbst ein Besucher aus der fernen Großstadt bemerkt.“ und das Sie dachten, „sie würde[n] einmal in Berlin enden oder in New York“.

Am Bodensee leiten Sie nun ein mittelstaendisches Unternehmen mit internationaler Produktion und einem Kundenstamm aus unterschiedlichsten Kulturen, Milieus und Regionen.

Ist es Ihrer Erfahrung und Einschaetzung nach auf Dauer moeglich, globale Organisationen von Orten aus die nicht Berlin oder New York sind zu fuehren? Welche Prinzipien der Fuehrung erscheinen Ihnen geeignet um eine Unternehmenskultur gleichzeitig lokal zu „verwurzeln“ und in einen globalen Kontext zu setzen? Was fuer eine Rolle spielt in Ihrem Arbeits- und Organisationsalltag der „Ort“, fuer Produktion / Vertrieb / Management und Personalfuehrung?

Herzlichen Dank fuer Ihre Einschaetzungen aus dem hohen Norden :-)

Manouchehr Shamsrizi …
(fuer das REVUE – Magazine for the Next Society und managerfragen.org)

27.03.2013 10:22:56

Sehr geehrter Herr Shamsrizi,
danke für Ihre Frage und Ihr Interesse aus dem hohen Norden an den tiefen Süden :-)
Wir sind ein Outdoor-Unternehmen. Unsere Mitarbeiter lieben Berge und Natur- da sind wir also genau richtig am Bodensee und haben das Testfeld für unsere Produkte direkt vor unserer Haustür. Das heißt, unser Unternehmensort ist damit auch unsere gefühlte Heimat und trägt zur Identifikation mit dem Unternehmen und der Marke bei. Diesen naturnahen "Heimvorteil" kommunizieren und fördern wir auch entsprechend, z.B. bei unseren Mitarbeitern durch Bike- und Bergsportschulungen oder unseren E-Bikepool. Die Nachteile der ländlichen Positionierung gleichen wir aus durch infrastrukturelle Maßnahmen wie unser VAUDE-Kinderhaus, die Einführung von Videokonferenzen oder verschiedenste Mobilitätsmaßnahmen, die unseren Mitarbeitern den Weg zur Arbeit erleichtern.
Allgemein ist unsere ländliche Lage nämlich vor allem mit hohem zeitlichen Aufwand für Reisen verbunden. Innerbetrieblich pflegen wir ein Vertrauensklima, das auf ein gut zusammenspielendes Team mit eigenverantwortlichen Mitarbeitern setzt. Um diese Rolle adäquat wahrnehmen zu können und in Entwicklungen und Trends am Ball zu bleiben, sind für unsere Fach- und Führungskräften aus allen Abteilungen fachspezifische, überregionale Netzwerke, enge Partnerschaften mit Kunden und Lieferanten sowie der Besuch von internationalen Fachmessen von großer Bedeutung. Was jedoch wiederum mit erhöhtem Reiseaufwand einher geht…
Das heißt, ja es ist gut möglich, VAUDE als global tätiges Unternehmen mit ländlichem Sitz zu führen, aber es ist mit mehr Aufwand verbunden.
Herzliche Grüße
Antje von Dewitz

03.04.2013 20:26:35

Sehr geehrte Frau von von Dewitz,

herzlichen Dank fuer Ihre zeitnahe und wunderbar umfangreiche Reaktion :-) das ist, darf ich vermuten, genau im Sinne dieser Plattform.

Vor dem Hintergrund Ihrer Antwort: entdecken Sie eine generationale Dimension in diesem hoeheren Aufwand den Sie betreiben um die „Nachteile der laendlichen Positionierung“ auszugleichen? Sowohl ein Blick in Empirie als auch meine Erfahrungen in Ihrer Nachbarschaft an der Zeppelin Universitaet erlauben mir zu vermuten, dass es eine zunehmende Anzahl von Kommilitonen und Absolventen gibt die sich gut vorstellen koennen im Rahmen eines Gegentrends zur Verstaedterung „in die Provinz“ zu ziehen – wie ist das bei VAUDE? Wie ueberzeugen Sie die „Generation Y“ zu Ihnen zu kommen, statt nach Berlin und New York zu ziehen?

Herzlich ins Laendle, Ihr

Manouchehr Shamsrizi …

08.04.2013 11:49:36

Lieber Herr Shamsrizi, Sie haben Recht, wir spüren eine deutliche Veränderung in der Wertschätzung des ländlichen Standorts. Als ich bei VAUDE 1998 anfing zu arbeiten, war "die Provinz" noch ein großes Thema in den Bewerbungsgesprächen. Wir versuchten herauszufinden, ob sich die Bewerber wirklich mit unserem ländlichen Standort und seinen Konsequenzen auseinandergesetzt haben. Das eine oder andere Mal war der Standort dann tatsächlich ein Grund für einen Bewerber, nicht bei VAUDE anzufangen. Heute nehme ich diese Situation anders wahr. Öfters wird in Bewerbungssituationen der Standort als Pluspunkt für VAUDE erwähnt. Die Nähe zu Berg und See verlockt… Wir beschäftigen ja auch überwiegend Outdoorler bei uns, denen die Naturnähe ein Wert an sich ist. Von daher setzen wir, außer denen in der letzten Antwort bereits erwähnten Maßnahmen, keine weiteren Überzeugungskünste ein, um Mitarbeiter hierher an den Bodensee zu locken.
Herzliche Grüße!
Antje von Dewitz

Adressat/in der Frage

Antje von Dewitz

Vaude Sport GmbH & Co. KG
CEO Geschäftsführerin

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