Verfasser/in der Frage

04.09.2013 13:30:55

Sehr geehrter Herr Schmidt-Hirsch,
Sie bringen ja als dänische Bank die Werte Ihrer heimischen Bankenlandschaft mit nach Deutschland. Haben Sie den Eindruck, dass sich die Werte einer dänischen Bank sich stark von den Werten deutscher Banken unterscheiden? Wenn ja: denken Sie, dass deutsche Geldhäuser von dänischen Werten lernen können? Wäre dem Vertrauensverlust, der durch die Finanzkrise entstand und den Finanzsektor in besonderer Weise betrifft, aus Ihrer Sicht durch etwas mehr dänisch-sein beizukommen? Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie Ihr Erfolgsrezept mit uns teilen würden.
Herzliche Grüße – Caroline Krohn

09.05.2014 18:59:56

Sehr geehrte Frau Krohn,

vielen Dank für Ihre Frage. Eine sehr interessante Frage nach Werten, in einer Branche, in welcher man vermeintlich ohne Werte agiert.

Hier kann der Blick über den geografischen Tellerrand tatsächlich hilfreich sein. Wir sind als Bank im Ganzen grundsätzlich in unserem dänischen Heimatmarkt in die dortigen allgemein gültigen, gelebten und akzeptierten Kultur- und Wertevorstellungen eingebettet. Wenn wir hier eine Form des in Zeiten der Finanzkrise erlebten Turbokapitalismus etablieren würden oder gar gelebt hätten, stünde in kurzer Zeit unsere Daseinsberechtigung zur Diskussion. Darüber hinaus leben und arbeiten wir mit den Menschen in Dänemark – unseren Kunden und unseren Mitarbeitern. Diese vertreten als kleinste Einheit der Gesellschaft eben auch ihre Werte und Philosophien.

Morten Olsen, dänischer Fussballtrainer hat in einem Interview einmal gesagt: "Dänemark ist immer ein produktives Land gewesen und hat davon gelebt, was bei den Leuten zwischen den Ohren sitzt….in Bereichen des Lebens hat sich die Haltung entwickelt, man will nicht nur Gewinner sehen, sondern Kreativität und Intuition im Rahmen der Möglichkeiten. Die Leute mußten an den dänischen Weg glauben und lernen, Vertrauen zu haben, selbst, wenn wir damit verloren haben." Was in Deutschland manchmal unter dem Begriff Naivität abgetan wird, erweist sich in Dänemark als Erfolgsrezept.

Dänemark hat grundsätzlich betrachtet eine sehr homogene Gesellschaft, in welcher Begriffe wie "Gemeinschaft, Freiheit, Verantwortung, Chancen, Handeln, Familie " sehr hoch angesehen sind. Bereits in der Schule lernen Kinder über das sogenannte Jante-lov, daß sie sich nicht über andere stellen sollen. Eine gemeinsame Schullaufbahn, ein sehr soziales Umfeld, faire Arbeitsbedingungen und ein hoher Nationalstolz lassen die genannten Werte wachsen und sich verfestigen.

Wenn wir nun mit diesen Grundlagen nach Deutschland kommen und hier geschäftlich tätig sind, werden unsere Handlungen, unsere Darstellung und unser Auftreten von eben Diesen geprägt. Dies führt in der Konsequenz dazu, dass wir als vertrauenswürdig, authentischer und auch menschlicher wahrgenommen werden!

Es scheint also so, als ob Wertebewusstsein, Demut, Homogenität und Glück – mithin "dänisch-sein"- ein Rezept gegen Vertrauensverlust und Werteverfall sein können und somit auch als Denkansatz für deutsche Banken dienen sollte. Dass hier in vielen Bereichen Nachholebedarf besteht, ist sicherlich richtig. Allerdings sollten die bereits begonnenen Bemühungen und Anstrengungen der deutschen Banken nicht unerwähnt bleiben. Ob man sich irgendwann bis zu einer bonusunabhängigen Bezahlung – wie in der Sydbank üblich – vorarbeiten wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Beste Grüsse

Sven Schmidt-Hirsch

Adressat/in der Frage

Sven Schmidt-Hirsch

Sydbank A/S
Filialleiter Berlin

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