Verfasser/in der Frage

05.08.2013 23:13:08

Sehr geehrter Herr Schack,

wirklich klasse, dass Sie sich für Fragen zur Verfügung stellen und damit für einen Austausch persönlich einsetzen! Gerade als Manager aus der Finanzindustrie ist dies sicherlich – angesichts der Ereignisse der letzten Jahre – besonders wichtig, um verloren gegangenes Vertrauen durch Dialog wiederherzustellen.

Über das Dialog Summit in Lübeck aus dem April diesen Jahres habe ich mitbekommen, dass Sie sich mit den Teilnehmern zu der Fragestellung „Wie muss ein Kulturwandel in der Finanzbranche aussehen?“ im Rahmen eines Workshops auseinandergesetzt hatten.

Gerne würde ich daher dieses Thema aufgreifen wollen.

Als Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe eG sind Sie zugleich Teil der Finanzindustrie. Was machen Sie als genossenschaftliche Bank anders und was können andere Finanzinstitute und -Dienstleister möglicherweise davon lernen?

Das wir einen Kulturwandel – hier wie auch anderswo – benötigen, steht wohl außer Frage, was muss aber aus Ihrer Sicht passieren – auf der Ebene jedes Einzelnen, des Unternehmens sowie der Branche als Ganzes?

Ein letzter Punkt, wo ich auch für ein Feedback Ihrerseits sehr dankbar wäre. Gibt es eigentlich eine unternehmensübergreifende Initiative aus dem Bankenwesen heraus, ggf. auch zusammen mit den Verbänden? Mir ist leider nichts dergleichen bekannt, sondern ich nehme eher einen Rückzug, Aussitzen oder Wegducken war. Dabei wäre doch gerade ein unternehmensübergreifendes Engagement, das sich von reiner Werbung und PR abgrenzt, hilfreich, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Wenn jeder als Einzelkämpfer agiert, wird kein Kulturwandel gelingen können. Für ihre persönliche Einschätzung gerade als lokal / regional agierender Manager würde ich mich freuen.

Herzlichen Dank & beste Grüße
Silvana Andelic

12.08.2013 08:12:49

Sehr geehrte Frau Adelic,

vielen Dank für Ihr Interesse an uns als Genossenschaftsbank bzw. genossenschaftliche Bankengruppe. Das Besondere an unserer Bankengruppe besteht darin, dass schon das Genossenschaftsgesetz uns vorschreibt, das Wirtschaften und den Erwerb unserer Mitglieder in den Mittelpunkt unseres Handels zu stellen. Damit steht von Anfang an der Kunde, der im Idealfall auch Mitglied der Bank ist, im Mittelpunkt des Handelns der Bank. Die Mitgliederorientierung steht immer wieder im Fokus auch von bundesweiten Projekten – vor, während und später auch nach der Finanzmarktkrise. Die bundesweit tätigen ca. 1.150 Genossenschaftsbanken sind grundsätzlich regional aktiv. Daher können wir nur mit den Kunden Geschäfte machen, die in der Region leben. Da kann nur die langfristige Kundenbeziehung im Vordergrund stehen und nicht das schnelle Geschäft. Großbanken dagegen können sich mal auf das eine Kundensegment konzentrieren und mal auf das andere. Das ist mein Rat für den Kulturwandel: Banken sollten sich auf die langfristige Kundenzufriedenheit statt den kurzfristigen Erfolg/Eigenkapitalverzinsung konzentrieren.
Dass dieser Ansatz auch für große, weltweit agierende Banken funktioniert, stellt unsere Zentralbank unter Beweis, die DZ BANK mit ihren Töchtern wie Bausparkasse Schwäbisch-Hall, R+V Versicherung, Union Investment u.v.m.. Auch hier gilt, das jedes Handeln der DZ BANK daraufhin geprüft wird, was der Nutzen für die 1.150 Genossenschaftsbanken und deren Kunden und Mitglieder ist. Nicht zuletzt dadurch sind wir als Genossenschaftsbanken die einzige Bankengruppe in Deutschland, die ohne staatliche Hilfe durch die Finanzmarktkrise gekommen ist. Unser Gruppenrating von Standard & Poor’s ist in der Krise sogar von "A+" auf "AA-" hochgestuft worden. Damit haben wir das beste Banken-Rating in Deutschlang (außer den staatlichen Banken wie der KfW).

Nun zu unserer Bank, die Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe.
Bei uns gibt der Kunde die Ziele und das Tempo der Kundenbeziehung vor. Gemeinsam ermitteln Kunde und Berater den Bedarf und die Antworten auf finanzielle Fragestellungen. Unsere Berater haben keine persönlichen Vertriebsziele und können sich ganz auf den Kunden konzentrieren. Kann das funktionieren? Ja, es funktioniert und zwar sehr gut. Der Kunde ist zufrieden, weil er nicht das Gefühl hat ihm wurde ein Bausparvertrag empfohlen, weil dem Berater noch ein Bausparvertrag fehlte, um sein persönliches Ziel zu erreichen. Der Berater ist zufrieden, weil er keinen Verkaufsdruck hat. Trotzdem verkaufen unsere Berater Finanzprodukte. Aber sie tun dies, weil nichts mehr motiviert als ein zufriedener Kunde. Drittens sparen wir uns eine Menge an Controlling und Statistik. Das spart Geld.
Wir sind dort präsent, wo der Kunde/das Mitglied ist. Mit 29 Filialen bei 170 Mitarbeitern haben wir selbst für eine regional tätige Bank viele Filialen. Das dichte Filialnetz stärkt die Bindung zwischen Kunde und Bank. Man kennt sich, man vertraut sich. Das honorieren die Kunden und sind dafür bereit , Kontoführungsgebühren zu zahlen.

Regional zu sein, heißt für uns auch Teil der Region zu sein über Sponsoring, Vernetzung mit Sport, Schule und Kultur, auszubilden, um zu übernehmen (30 Azubis von 170 Mitarbeitern) und vieles mehr.

Ich hoffe Ihre Fragen beantwortet zu haben.

Viele Grüße aus Itzehoe

Stephan Schack

Adressat/in der Frage

Stephan Schack

Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe eG
Vorstandssprecher; Mitglied des Aufsichtsrates der DZ BANK

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