von Josephine Valeske

Das Vertrauen der BürgerInnen in Banken und Bankmanager hat in den letzten Jahren rapide abgenommen. In den vergangenen Wochen haben gleich zwei Vorkommnisse die negativen Vorurteile gegen große Finanzinstitute bestätigt. Beim 3. Rhein-Ruhr Dialog am 21.03.19 können Sie Ihre Meinung zu diesem Vertrauensverhältnis sagen und in den Dialog von Wirtschaft und Gesellschaft einsteigen!

Am 12. Januar 2019 gab der Weltbankchef Paul Romer zu, dass im bekannten Ease of Doing Business Index bestimmte Daten manipuliert worden sein könnten. Dieses jährlich erscheinende Ranking ist eine der wichtigsten Publikationen der Weltbankgruppe. Es vergleicht Länder daraufhin, ob sie eine geschäftsfreundliche Atmosphäre für Unternehmen bieten, wobei Kriterien wie Steuerlast, Bürokratieaufwand bei der Gründung eines neuen Unternehmens oder der Schutz von Investoren betrachtet werden.

Die Weltbank hatte vor einigen Jahren ihre Methodik geändert, woraufhin mehrere Länder im Ranking abgestürzt waren. Das betrifft vor allem Chile, das von Rang 34 (2014) auf Rang 57 (2017) rutschte. Interessanterweise fiel die Verschlechterung genau mit der Präsidentschaft der linken Politikerin Michelle Bachelet zusammen – nach Bachelets Abwahl im Jahr 2017 verbesserte sich Chiles Ranking wieder um zwei Punkte.

Weltbankchef Romer gab nun in einem Interview zu, dass diese Einstufung politisch motiviert gewesen sein könnte. Schuld seien Angestellte der Weltbank, die für die südamerikanische Region zuständig gewesen waren. Romer entschuldigte sich bei dem Land und versicherte, dass die Fehler rückwirkend korrigiert werden würden. Chiles Wirtschaftsminister twitterte, dass er selten eine so unmoralische Handlungsweise gesehen habe. „Wir hoffen, dass es schnell korrigiert wird, aber der Schaden ist angerichtet,“ fügte er hinzu.

Damit spielt er darauf an, dass der Ease of Doing Business Index häufig die Strategien großer Unternehmen darüber beeinflusst, in welchen Ländern sie sich neu ansiedeln oder ihren Geschäftsbereich ausbauen wollen. Die Weltbankgruppe steht schon lange in der Kritik, häufig gegen die Interessen von Entwicklungsländern und stattdessen pro-US-amerikanisch zu handeln und zu sehr in die Politik armer Länder einzugreifen. Sie vertrat lange Zeit eine extrem neoliberale Wirtschaftspolitik, von deren Folgen sich viele Entwicklungsländer derzeit erst erholen. Es würde in dieses Bild passen, dass der sich selbst als sozialistisch bezeichnenden Bacheret die Unterstützung entzogen wird.  

Ein komplett anderer Skandal ereignete sich derweil in Deutschland. In der vergangenen Woche kam heraus, dass die Deutsche Bank wohl schon im Jahr 2007 von den Cum-Ex-Geschäften gewusst haben soll, mit denen Investoren den Staat und damit die Steuerzahler um mehr als 55 Milliarden Euro betrogen haben. Die Regierung hatte 2007 versucht, die Gesetzeslücke zu schließen, die diese Geschäfte überhaupt ermöglichte. Allerdings war es danach jedoch weiterhin möglich, Cum-Ex-Geschäfte aus dem Ausland zu betreiben, wovon die Deutsche Bank wusste. Anstatt jedoch den Staat von diesem Schlupfloch zu informieren, soll sie stattdessen Firmen, die Cum-Ex-Geschäfte betrieben, mit Aktienpaketen und Krediten unterstützt und somit selbst an diesem Betrug verdient haben – und das, obwohl der Staat genau diese Bank während der Finanzkrise mehrfach mit Milliarden unterstützt hatte.

Die beiden Vorfälle haben auf den ersten Blick wenig gemein. Allerdings tragen sie dazu bei, das Misstrauen der Öffentlichkeit gegenüber allem, was mit -bank endet, zu vergrößern, und das Ansehen der gesamten Branche weiterhin und nachhaltig zu beschädigen. Auch die Glaubwürdigkeit eines Staates, der eine Finanzindustrie erst mit Steuergeldern rettet, nur damit diese ihn dann skrupellos ausnimmt, nimmt weiterhin ab.

Managerfragen.org veranstaltet am 21. März 2019 unter dem Titel „Böse Wirtschaftsbosse und Wutbürger – Stimmt das?“ den 3. Rhein-Ruhr Dialog in Düsseldorf. Sie sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen! Alle Infos zum Event finden Sie hier.

managerfragen.org

Nur registrierte Benutzer können auf Managerfragen.org Fragen stellen. Die Registrierung ist kostenfrei und dauert nur wenige Sekunden.

Registrieren

  • Stärke-Indikator
  • Durch das Klicken auf "Absenden" erklärst Du Dich mit unseren Nutzungsbedingungen einverstanden und stimmst unseren Datenschutzrichtlinien zu.

oder

Einloggen