Kultur des Dialoges

Auf dem Weg zur Kultur des Onlinedialogs

Fairer, öffentlicher und direkter Onlinedialog braucht einen Dialogstandard, der offen und lernfähig ist und gleichzeitig Handlungs- und Orientierungsrahmen bietet. Das Team von Managerfragen.org hat deshalb verschiedene Ansätze und Regelwerke analysiert, weiterentwickelt und damit begonnen, eine eigene Kultur des Dialogs für Managerfragen.org zu erarbeiten. Nachstehend ist der Diskurs und der aktuelle Arbeitsstand der MF’O-Kultur des Dialogs dargestellt. Wir freuen uns über Dein Feedback und laden Dich ein, dich bei der weiteren Entwicklung mit uns im Team zu engagieren.

Frühjahr 2011: Erste Grundentscheidungen

Die Gründungsmitglieder des Managerfragen.org e.V. entwickeln einen eigenen Regelsatz für regelbasierte Kommunikation zwischen Managern und Bürgern. Die zentrale Aufgabe ist es, Beziehungen und Begegnungen zu ermöglichen, neue Urquellen zu schaffen, einen Austausch zu initiieren und den Abbau von Vorurteilen und Vertrauensvorschuss sowie die Entwicklung von gemeinsamen Modellen zu unterstützen. Die zu regelnden Sachverhalte sind vielfältig: 1. persönliche Werte und Motive von Fragenstellern und Antwortgebern, 2. eigene Standpunkte zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen, 3. wie stehe ich als Manager zu meinen eigenen Entscheidungen und wie steht der Bürger zu diesen Entscheidungen, 4. wie stehe ich als Manager zu den Projekten des Unternehmens, 5. wie stehe ich insgesamt zu der Branche und meinen Kollegen und 6. Unterscheidung zwischen persönlichen Sichtweisen und Sichtweisen als Funktionsträger.

 

Sommer 2011: Peter Senge, Sokrates, Scharmer und Co.

Der methodische Hintergrund der teaminternen Debatte beruht auf den Überlegungen von Peter Senge über die „fünfte Disziplin des Erkundens und Plädierens“ sowie auf Marshall B. Rosenberg „Gewaltfreie Kommunikation“. Dieser Regelsatz wird von einer MF’O-Projektgruppe für den Einsatz im Onlinedialog fortgeschrieben. Hierbei greift das MF’O-Team schrittweise Überlegungen über erfolgreiche und dialogische Kommunikation von Sokrates, Otto Scharmer, Gerald Hüther, Martin Buber, Friedemann Schulz von Thun sowie anderen einflussreichen Dialog- und Kommunikationsexperten auf. Wesentliche Punkte für erfolgreichen Dialog sind nach Senge:

 

A. Für den eigenen Standpunkt plädieren:

  1. Eigene Argumentation explizit machen (ehrlich sagen, wie man zu der Ansicht gelangt ist; Daten offen legen),
  2. Andere ermutigen, diese Ansicht zu hinterfragen („Siehst Du Lücken in meiner Beweisführung?“),
  3. Andere ermutigen, abweichende Ansichten zu äußern („Hast Du andere Daten und/oder ziehst Du andere Schlüsse daraus?),
  4. Die Ansichten anderer aktiv erkunden („Wie siehst Du die Sache?“; „Was hat Dich zu dieser Meinung geführt“; „Berücksichtigst Du noch andere Daten, die ich nicht in Betracht gezogen habe?“).

 

Hinzu kommt B. das Erkunden fremder Standpunkte:

  1. Wenn Du Vermutungen über Ansichten anderer anstellst, erkläre diese Annahmen,
  2. Gib die „Daten“ an, auf denen Deine Annahmen beruhen,
  3. Stelle Du keine Fragen, wenn Du kein echtes Interesse an den Antworten hast.

 

Darüber hinaus geht C., das Plädieren und Erkunden heißt in der Praxis, dass man bereit ist, die Grenzen seines eigenen Denkens offenzulegen – dass man bereit ist, sich zu irren:

  1. Toter Punkt (wenn es so scheint, als seien die anderen nicht mehr offen dafür, Deine Ansichten zu erkunden),
  2. Frage , welche Daten oder welche Beweisführung Deine Ansichten ändern könnten,
  3. Frage , ob man nicht gemeinsam ein Experiment (oder eine andere Nachforschung) planen könnte, aus der sich neue Informationen ergeben).

 

Des Weiteren D: Wenn Du oder andere zögern, die eigene Meinung auszusprechen oder mit alternativen Ideen zu experimentieren:

  1. Ermutige dazu, laut darüber nachzudenken, weshalb es schwierig ist („Inwiefern trägt diese Situation oder unser Verhalten dazu bei, ein offenes Gespräch zu erschweren?“) und
  2.  Entwickle gemeinsam mit anderen Methoden, um diese Hindernisse zu überwinden.

 

Herbst 2011: Kriterien für einen Dialogstandard

Daraus ergeben sich im Herbst 2011 für Managerfragen.org folgende Kriterien, aus denen sich ein geeigneter Standard für die MF’O-Kultur des Dialogs ableiten lässt:

 

Fair

  • Selbstverantwortung: Die Nutzer sind für das, was sie auf Managerfragen.org schreiben, selbst verantwortlich.
  • Regeln des Anstandes: Erlaube Deinem Gegenüber, sein Gesicht zu bewahren. Kommuniziert würdevoll und respektvoll miteinander.
  • Mehrwert: Biete Nutzen. Stelle konstruktive Fragen und gib ebenso konstruktive Antworten. Mache Deine Argumentation so nachvollziehbar wie möglich. Stellen keine Fragen, wenn Du kein echtes Interesse an den Antworten hast.
  • Kooperativer Dialogansatz: Höre genau zu und hinterfrage Deine eigenen Denkmuster/Deine innere Haltung, um gemeinsam zu lernen. Sei bereit, die Grenzen Deines eigenen Denkens offenzulegen – Du darfst Dich irren. Übernimm Verantwortung für die Qualität des Dialoges und dessen Ergebnis und erkunde die Ansichten der Anderen.
  • Besonnenheit: Bewahre einen kühlen Kopf und gehe nicht vom Schlimmsten aus. Gerade im Schriftverkehr kann eine Botschaft schnell anders verstanden werden, als der Absender ahnen würde. Übernimm Verantwortung für Deine Gefühle. Achte als Absender auf eine klare und freundliche Sprache und vermeide das (moralische) Urteilen über Deinen Kommunikationspartner (z. B. „gut/böse“, „gerecht/ungerecht“, „gesund/krank“). Stelle keine Forderungen oder gar Ultimaten, sondern formuliere gegebenenfalls Deine Bedürfnisse als Bitte in Form einer positiven Handlungssprache.
  • Ausschluss: Die Redaktion von Managerfragen.org behält sich vor, bei wiederholtem Missbrauch die verantwortliche Person und/oder Organisation von der Seite auszuschließen und gegen solche Missbräuche auch rechtlich vorzugehen.
  • Löschen: Ebenso behält sich Managerfragen.org vor, Beiträge, die nicht im Sinne eines konstruktiven Dialoges verfasst wurden, von der Plattform zu löschen.
  • Internet-Sturm: Wenn bestimmte Personen zu viele Fragen (mehr als eine Stunde Antwortzeit pro Woche) direkt gestellt bekommen, wird ein Abstimmungstool aktiviert, mit dem die Nutzer abstimmen, welche Frage weitergeleitet werden soll.
  • Neutralität: Niemand kann mit Geld oder Einfluss auf den Frage- und Antwortprozess einwirken. Redaktionskodex, Organisationsstruktur und eine ausgewogene Gewaltenteilung sichern dies ab.
  • Personenbezogene Daten werden allein zur Rechtssicherheit gespeichert. Es werden keine personenscharfen Daten für Auswertungen oder sonstige Dienste nutzbar gemacht.

 

Öffentlich

  • Jeder Nutzer ist für den Schutz seiner Privatsphäre selbst verantwortlich. Gib keine unnötigen Details über Dich preis.
  • Alle Beiträge (Fragen und Antworten) sind öffentlich und bleiben im Online-Gedächtnis der Plattform.
  • Ergebnisse von Vertiefungsdialogen zu komplexen Themenstellungen, die in einem Sonderformat außerhalb der Plattform erarbeitet wurden, werden auf der Plattform veröffentlicht.

 

Direkt

  • Fragen können gezielt an bestimmte Personen/Manager adressiert werden. Jeder Bürger kann „seinen“ Manager nominieren und jeder nominierte Manager wird im Portal gelistet, damit ihm Fragen gestellt werden können. Wir orientieren uns dabei an den Vorgaben des BGH-Urteils zu Spickmich.de
  • Komplexe und kontroverse Fragestellungen, die auf der Plattform nicht befriedigend gelöst werden konnten, können für ein Sonderformat (Innovation, Mediation) vorgeschlagen werden.
  • Achte auf eine möglichst zeitnahe Kommunikation. Eine Antwort kann auf einer Social Media Plattform mit zunehmender Dauer schnell an Relevanz verlieren. Außerdem erhöht es die Verbindlichkeit in der Kommunikation.
  • Transparenz: Empfehlung an die Nutzer, die Fragen unter Vollnamen zu stellen. Dies gilt insbesondere für die zivilgesellschaftlichen Nutzer, die einen Manager direkt ansprechen wollen. Auf Augenhöhe zu kommunizieren bedeutet auch, zu seinen Fragen und Aussagen zu stehen. Transparenz erhöht die Vertrauenswürdigkeit und damit die Qualität des Dialoges.

 

Sommer 2012: Veröffentlichung von MF’O Dialogempfehlungen und MF’O Nutzungsbedingungen für Betaphase

Um in der Betaphase offen und lernfähig zu bleiben und auch den Anforderungen an leichte Bedienbarkeit Rechnung zu tragen, entscheidet sich das MF’O Team für eine Vereinfachung der Kultur des Dialogs. Das Team gibt die erste Fassung der MF’O Dialogempfehlungen und MF’O Nutzungsbedingungen heraus, die Bürgern, Managern und der MF’O-Redaktion als Orientierungshilfe dienen soll. Dialogempfehlungen und Nutzungsbedingungen werden auf Basis der Erkenntnisse aus der Betaphase kontinuierlich überarbeitet.

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