Verfasser/in der Frage

24.05.2013 12:16:33

Sehr geehrter Herr Koch,

letzte Woche wurde die METRO in einem Spiegel Online Artikel kritisiert, weil Ihr Unternehmen das sogenannte Bangladesh-Abkommen nicht unterzeichnen wird. Gestern jedoch hat die METRO GROUP eine Pressemitteilung veröffentlicht, dass die Brandschutzinitiative für Bangladesh nun doch unterstützt werden soll – vor dem Hintergrund, dass „nur“ 3,5% Ihrer Fabrikation in eben diesem Land stattfindet.

In vielen Interviews mit großen deutschen Handelskonzernen der Textilbranche wurde immer wieder beklagt, dass es nahezu unmöglich sei, Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen bei allen Zulieferern und Zwischenhändlern durchzusetzen und diese darüber hinaus zu überprüfen. Nun soll dies beispielsweise von der CCC (Clean Clothes Campaign) im Multistakeholder-Ansatz übernommen werden.
Für mich als Laie klingt dies nach der perfekten Lösung für alle Beteiligten. Doch warum zögern noch immer viele Unternehmen, dieser Kampagne beizutreten? Warum wird häufig noch die BSCI (Business Social Compliance Initiative) vorgeschoben, deren Überprüfungen bekanntermaßen nicht flächendeckend und mit den Fabrikbesitzern abgestimmt sind?

Mit besten Grüße aus München,
Carola Grimminger,

28.05.2013 16:22:14

Sehr geehrte Frau Grimminger,

vielen Dank für Ihre Anfrage an Olaf Koch zum Thema Brandschutzabkommen für Bangladesch, welche wir als Abteilung Externe Kommunikation in seinem Namen beantworten. Ihren Beitrag nehmen wir gerne zum Anlass, Ihnen einige Hintergrundinformationen zukommen zu lassen und unsere Position etwas näher zu erläutern.

Wie Sie richtig anmerken, ist es für alle beteiligten Akteure entlang der Wertschöpfungskette eine große Herausforderung, Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen bei allen Zulieferern und Zwischenhändlern durchzusetzen und diese darüber hinaus zu überprüfen. Die METRO GROUP übernimmt bei diesem Thema bereits seit Jahren Verantwortung und engagiert sich für sichere Arbeitsverhältnisse in Asien und insbesondere auch in Bangladesch. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir grundsätzlich jede Initiative zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lieferkette und haben uns entschieden, dem Abkommen für Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch beizutreten. Allerdings möchten wir mit den Initiatoren zunächst klären, welche Schritte im Rahmen des Abkommens und seiner Finanzierung konkret geplant sind. Sobald ein praktikabler Maßnahmenplan vorliegt, wird sich die METRO GROUP beteiligen. Diesen Prozess der sorgfältigen Prüfung, den wir wie viele Unternehmen unserer Branche vornehmen, halten wir angesichts der Langfristigkeit und des Umfangs der Verpflichtung für nachvollziehbar und legitim.

Parallel dazu werden wir unser langjähriges Engagement in der Business Social Compliance (BSCI) fortsetzen. Aus unserer Sicht zählt BSCI, die wir vor über 10 Jahren mit begründet haben, zu den größten und effizientesten Systemen zur Implementierung von sicheren und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen in Schwellen- und Entwicklungsländern. BSCI verfolgt einen internationalen und vor allem sozial ganzheitlichen Ansatz. Für die Lieferanten der BSCI-Mitglieder gelten weltweit ein einheitlicher Verhaltenskodex und ein entsprechendes Kontrollsystem. Auch das Thema Brandschutz ist ein Aspekt der BSCI-Anforderungen. Dazu gehören im Einzelnen Brandschutzvorkehrungen und -managementsysteme wie Notausgänge, Fluchtwege, Feuerlöscher sowie Brandschutzübungen. Die Kontrolle (der Auditprozess) der BSCI-Anforderungen obliegt bewusst nicht den BSCI-Mitgliedsunternehmen selbst. Um den Überprüfungsprozess so objektiv, transparent und glaubwürdig wie möglich zu gestalten, haben die BSCI-Mitglieder von jeher entschieden, zur Überprüfung der Lieferanten vor Ort ausschließlich mit unabhängigen, externen und SAI (Social Accountability International)-akkreditierten Auditoren zusammenzuarbeiten.

Wir hoffen, dass wir Ihnen zeigen konnten, dass sich die METRO GROUP ihrer Verantwortung als ein wichtiger Akteur der Wertschöpfungskette sehr bewusst ist und bereit ist, ihren Beitrag zu leisten, wenn es darum geht, den Produktionsprozess in Schwellen- und Entwicklungsländern zu verbessern und zu kontrollieren.

Mit freundlichen Grüßen

METRO AG
Corporate Communications
Kontaktadresse:
METRO AG
Metro-Straße 1
40235 Düsseldorf

Tel: +49 (211) 6886-4252
Fax: +49 (211) 6886-2001
E-Mail: presse@metro.de

http://www.metrogroup.de

04.02.2014 21:12:59

Sehr geehrter Herr Koch, sehr geehrtes Kommunikationsteam,

vielen Dank, dass auf meine Frage so umfassend und detailliert geantwortet wurde.

Die eingestürzten Textilfabriken und die getöteten NäherInnen sind inzwischen größtenteils aus dem Bewusstsein von uns Konsumenten verschwunden und wir freuen uns wieder über preisgünstige Schnäppchen bei zara, C&A, Tchibo, Kaufhof & Co. Haben Sie als Profi in der Textilindustrie den Eindruck gewonnen, dass sich seit den Katastrophen letztes Jahr die Bedingungen für die ArbeiterInnen in Asien verbessert haben?

Als ich vor kurzem nach Fairtrade Mode recherchiert habe, war ich erstaunt, dass dieses Segment noch immer sehr klein und eher den „Idealisten“ vorbehalten ist. Von Massentauglichkeit kann also noch lange nicht die Rede sein. Was würden Sie als Ihren größten Erfolg bei der Verbesserung der Produktionsbedingungen in den sogenannten Schwellen und Entwicklungsländern bezeichnen?

Über eine persönliche Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit besten Grüßen
Carola Grimminger

28.02.2014 10:05:34

Sehr geehrte Frau Grimminger,

vielen Dank für Ihre erneute Anfrage an Olaf Koch zum Thema Brandschutzabkommen für Bangladesch, welche wir als Abteilung Externe Kommunikation abermals in seinem Namen beantworten.

Mit Blick auf die so genannte breite Öffentlichkeit ist Ihre Beobachtung sicherlich zutreffend, dass die Empörung unmittelbar nach solch tragischen Unglücken wie denen in Bangladesch immer am lautesten ist. Auch wir teilen die Beobachtung, dass mit abnehmender Medienberichterstattung in der breiten Öffentlichkeit in der Regel auch die Aufmerksamkeit für die Belange der Menschen in der Textilindustrie Asiens wieder sinkt. Für die METRO GROUP verhält es sich jedoch anders. Für uns als Unternehmen, das seine soziale und ökologische Verantwortung sehr ernst nimmt, ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in unseren Zulieferländern ein langfristiger und kontinuierlicher Prozess, der unabhängig von tagesaktuellen Anlässen läuft. Diesen Prozess haben wir bereits vor über 10 Jahren mit der Gründung des AVE-Sektorenmodells Sozialverantwortung (später Business Social Compliance Initiative) angestoßen und er dauert bis heute an. Als METRO GROUP nehmen wir daher wahr, dass sich die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Asien, speziell in Bangladesch, doch allmählich verbessern. Unsere Kollegen in den unseren Einkaufsgesellschaften in Hongkong und in Bangladesch arbeiten täglich an konkreten Verbesserungen und sind beispielsweise seit den Unglücken verstärkt zu Inspektionen in den Fabriken der Zulieferer in Bangladesch unterwegs. Neben greifbaren Verbesserungen in den jeweiligen Fabriken haben wir auch wahrgenommen, dass das Bewusstsein und die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten entlang der textilen Wertschöpfungskette sich verbessert haben. NGOs, Gewerkschaften, Politik, Produzenten und Händler ziehen viel stärker als früher an einem Strang, wenn es um die Belange der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie geht. Was den Status der Initiative des Brandschutz- und Gebäudesicherheitsabkommens für Bangladesch angeht: Nach einer Pilotphase für 10 Fabriken beginnen die ersten Inspektionen jetzt im vollen Umfang , insofern stehen die Ergebnisse noch aus. Auch die Inspektionen der American Alliance laufen schon. Es wird also von vielfältigsten Stellen aus für die Verbesserung der Zustände in der Textilindustrie Bangladeschs gearbeitet. Unser größter Erfolg wird allerdings erst dann zu verzeichnen sein, wenn die Arbeitsbedingungen vollumfänglich unseren Vorstellungen entsprechen, das heißt wirklich den ILO-Kernarbeitsnormen standhalten. Bis dahin werten wir „Fortschritt per se“ als Erfolg. Für alle Beteiligten bleibt sicher noch viel zu tun. Als METRO GROUP nehmen wir unseren Teil der Verantwortung sehr ernst und arbeiten unbeirrt weiter an der Umsetzung unserer Maßnahmen und Ziele für bessere Arbeitsbedingungen in der Lieferkette.

Mit freundlichen Grüßen
METRO AG
Corporate Communications
Kontaktadresse:
METRO AG
Metro-Straße 1
40235 Düsseldorf
Tel: +49 (211) 6886-4252
Fax: +49 (211) 6886-2001
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Adressat/in der Frage

Olaf Koch

METRO AG
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