Verfasser/in der Frage

06.02.2016 10:29:14

Sehr geehrter Herr Rommel,

angenommen Sie bekämen die Möglichkeit, Bundesminister für Digitales zu werden – was wäre das erste, das Sie auf Ihre Agenda setzen würden? Oder anders gefragt: das wäre die wichtigste Aufgabe, der Sie sich widmen wollten?

Haben Sie recht herzlichen Dank im Voraus für die Beantwortung dieser Frage!

Ihre Caroline Krohn

21.03.2016 07:16:47

Sehr geehrte Frau Krohn,

dieser gesellschaftlich bedeutende Entwicklungspfad der Digitalisierung schafft erhebliche Herausforderungen, die es zu bearbeiten gilt. Drei Aspekte halte ich für zentral:

1. Gesetzlicher Rahmen für den Umgang mit den Medien und den darin verarbeiteten Daten
2. Infrastrukturverbesserungen für ein effektives Erschließen der Digitalisierungs-Chancen
3. Bildung für einen verantwortungsvollen und selbst bestimmten Umgang mit dem was uns die Digitalisierung anbietet und noch anbieten wird.

Viele rechtliche Grundlagen basieren auf den Möglichkeiten und Grenzen des 19. und 20. Jahrhunderts. Das reicht von einzelvertraglichen Fragestellungen über den Umgang mit personenbezogenen Daten bis in eine internationale Dimension hinein. Diesen Rechtsrahmen gilt es ganzheitlich an die heutige Lebenswirklichkeit heranzuführen. Ein zentraler Baustein ist der Umgang mit Datenschutz und Persönlichkeitsrechten in eben diesem digitalen Zeitalter. Eine zusätzliche Komplexität entsteht durch das Erfordernis der internationalen Regelung dieser Themen.

Beim Ausbau und der Verbesserung der IT-Infrastruktur geht es darum, die Möglichkeiten und den Nutzen der Digitalisierung zu erschließen. Dies reicht von der Ausstattung in öffentlichen Bereichen bis zum Ausbau schneller Netze sowie dem Einsatz von IT-Fachkräften von denen öffentliche Hand, Unternehmen und Bürger jeweils profitieren. Allein der Vergleich der Geschwindigkeit der Internetzugänge in Europa zeigt ein klares Gefälle und Deutschland ist dabei gerade einmal Mittelmaß (Eurostat, statistisches Bundesamt 2015, Unternehmen mit schnellem Internet 2015, Graphik in % an allen Unternehmen ab 10 Beschäftigten). Aber auch die vom statistischen Bundesamt ermittelte sogenannte digitale Intensität (Unternehmen und Arbeitsstätten – Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in Unternehmen, 2015, 12. Digitale Intensität, S. 33) ist mit fast 80 % der Unternehmen, die eine sehr geringe oder geringe Nutzungsintensität aufweisen, erschreckend weit zurück. Lediglich Großunternehmen bilden eine Ausnahme, aber gerade der „Backbone“ unserer Wirtschaft, der Mittelstand, weist signifikante Rückstände auf.

Die Integration in die Bildungsbereiche zur weiteren Verbesserung des Umgangs mit neuen Medien sowie das Schaffen der technischen Voraussetzungen ist ein weiterer Schwerpunkt, um Digitalisierung nicht an 10 Jahre alten Computern im EDV-Unterricht zu „simulieren“. Ziel sollte doch sein, dass nicht eine Spielekonsole, eine Suchmaschine oder ein Smartphone allein die Entwicklung unserer "digital natives" zu bloßen "digital consumers" bestimmt – oder noch weiter gedacht: Wer steuert wen: Wir die Spielekonsole oder das selbstfahrende Auto uns? Neben der Technikbegeisterung und dem Konsum von Inhalten müssen deshalb die gesellschaftlich relevanten Fragen zum Umgang mit der digitalen Welt sowie ihren Inhalten erörtert werden. Dass das Zusammenspiel aus Schulsystem/-behörden, Schulleitungen, Lehrkörpern und Schulbuchverlagen hierzu nicht dem Zufall überlassen wird, sondern angestrebte Ergebnisse erreicht werden können, erfordert neben gemeinsamen Zielen, auch einen definierten Rahmen. Ansonsten verfolgt jede Gruppe (weiterhin) ihre individuelle Agenda. Der Zeithorizont, im Bildungswesen über eine nachwachsende Generation Erfolge zu erzielen, ist sicher der Längste verglichen mit den beiden anderen Themen Infrastruktur und Rechtsrahmen. Letztlich ist Bildung entscheidend für einen nachhaltigen Erfolg.

Alle drei Themen erscheinen mir als Schlüsselthemen, den Rechtsrahmen zu definieren ist die erste Grundlage, an die sich Bildung und Technik anschließen. Technik braucht Bildung für einen angemessenen und selbst bestimmten Einsatz. Der Rechtsrahmen erscheint unter den wichtigen Themen als das Dringendste.

Herzlichen Dank für Ihre Frage.
Kai Rommel

Adressat/in der Frage

Kai Rommel

RS Group GmbH
Geschäftsführer

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