Verfasser/in der Frage

16.01.2016 20:21:38

Hallo, Guten Tag, Herr Böttcher, meine Frage ist vielleicht einfach, als Normalbürger interessiert mich, ob die Euro- Bankenkrise- die Finanzkrise eigentlich zu Ende ist oder ob diese Krisen, auch das Thema Griechenland u.a. Sorgenländer, nun nur durch die Flüchtlingskrise überschattet wird? Wie wirkt sich die aktuelle Flüchtlingskrise auf die Banken aus, wie können die Banken da der Politik helfen, damit irgendwann wirklich gelten kann, was verordnet ist „Wir schaffen es“? Welche Lösungen können die Banken da der Politik vorschlagen? Nun soll ja auch jeder Bürger das Recht auf ein Girokonto bekommen, ist das gut für die Banken? haben wir in der Welt zu viele Banken, die für sich selber zu viele Kosten verursachen in den oberen Etagen?

18.01.2016 11:55:38

Hallo Herr Mergel,

herzlichen Dank für Ihre Fragen. Ich versuche mal, die fragen relativ spontan und aus dem bauch heraus zu benatworten:
1. "Krisen zu Ende?": Ich wäre einmal so optimistisch zu behaupten, dass die Bankenkrise weitestgehend ausgestanden ist: 1. Es gibt eine deutlich striktere Regulierung, die Schieflagen von vornherein vermeiden sollte, 2. Es gibt klare Sicherungsmechanismen, die einen Kollaps des Bankensystems vermeiden sollten. 3. Die Banken versuchen selber, sich stabiler aufzustellen und wirtschaftlicher zu werden. Bei der Griechenland-Krise wäre ich nicht ganz so optimistisch: Die Unterstützung durch die EU hat sicherlich Zeit gewonnen, aber Griechenland muss insgesamt sein Wirtschaftssystem grundlegend reformieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu werden. Ich denke, dass derartige Umgestaltungen und Strukturreformen viele Jahre dauern werden, bis sie wirklich den gewünschten Effekt erreichen können. Fazit: Dieses Thema wird uns – so fürchte ich – noch die nächsten Jahre begleiten.
2. "Hilfe der Banken in der Flüchtlingskrise": Ich denke, dass Flüchtlingsthema ist primär ein Thema, das die Politik und die Gesellschaft umtreibt. Wir müssen EU-weite Lösungen für die Aufnahme von Flüchtlingen finden, die Fluchtursachen angehen, aber auch ganz praktische Hilfe vor Ort anbieten. Es kann sein, dass bei der praktischen Hilfe vor Ort auch Finanzierungen notwendig sind, die aber wesentlich durch die öffentlichen Hände dargestellt werden müssen. Möglicherweise mag die Europäische Investitionsbank (EIB)dann eine Rolle einnehmen, wenn es um die Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen geht.
3. "Girokonto": Die Banken werden an der Führung der Girokonten wenig verdienen. Sie sind trotzdem an der Kontoführung interessiert, da sie durch die Kontoumsätze viel über den Inhaber erfährt, was hilfreich ist, wenn er etwa einen Kredit benötigt.
4. "Zu viele Banken?" Schwer zu sagen – national stellen wir schon eine gewisse Konsolidierung der Bankenlandschaft fest, in anderen Ländern gibt es wiederum zu wenige. Auch wenn Spitzengehälter von einzelnen Bankmanagern nicht mehr vermittelbar sind und auch die frage nach der ethischen Berechtigung aufwerfen, sind dies volkswirtschaftlich aber nicht die großen Kostenpositionen einer Bank. Viel entscheidender ist, dass die Bank Kredite mit Augenmaß vergibt und die Bank so führt, dass keine Schieflage auftritt.
Mit besten Grüßen
Jörg Böttcher

Adressat/in der Frage

Jörg Böttcher

HSH Nordbank
Credit Risk Management - Structured Finance, Energy

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