Verfasser/in der Frage

12.02.2014 16:56:45

Sehr geehrter Herr Thielen,

ich freue mich sehr, dass Sie an managerfragen.org teilnehmen und sich die Zeit nehmen, an dieser Stelle im offenen Dialog Fragen zu beantworten.

Ich organisiere zurzeit mit anderen Stipendiaten der Studienstiftung des dt. Volkes für April 2014 eine 3-tägige Konferenz zum Thema „Social Entrepreneurship“ an der RWTH Aachen. Unser Ziel ist es, über das Thema aufzuklären, junge Studierende für soziales Unternehmertum zu begeistern sowie langsam an die eigene Umsetzung von sozialen Projekten heranzuführen. Wir möchten managerfragen.org im Vorfeld nutzen, um Manager aus verschiedensten Bereichen zu Social Entrepreneurship zu befragen:

Auf ihrer Internetseite schreibt die Konrad-Adenauer Stiftung über sich: „National und international setzen wir uns durch politische Bildung für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ein. Die Festigung der Demokratie, die Förderung der europäischen Einigung, die Intensivierung der transatlantischen Beziehungen und die entwicklungspolitische Zusammenarbeit sind unsere besonderen Anliegen.“
Der gesellschaftliche Auftrag ist klar erkennbar, also inwiefern kann man eine Stiftung, wie zum Beispiel die Konrad-Adenauer Stiftung, als Social Enterprise bezeichnen und an welchen Stellen muss man unterscheiden?

Stellvertretend für unser Organisationsteam möchte ich mich schon einmal vorab für Ihre Mühen bedanken. Wir sind schon sehr gespannt auf Ihre Antworten und würden diese auch gerne an unserem Kongress verwenden.

Mit freundlichen Grüßen aus Aachen,

Pascal Neumann

SOCIAL ENTREPRENEURSHIP KONGRESS AACHEN 2014

26.02.2014 09:17:44

Sehr geehrter Herr Neumann,

wie Sie bereits in Ihrer Frage darlegen, erfüllt die Konrad-Adenauer-Stiftung mit ihrem gesellschaftlichen Auftrag ein wichtiges Merkmal eines „Social Enterprise“. Denn politische Bildung, nachhaltige wirtschaftliche und soziale Ordnungsmodelle, entwicklungspolitische Maßnahmen oder rechtstaatliche Strukturen sind Teil unseres Auftrags und gleichzeitig Portfolio vieler Sozialunternehmen. Wir organisieren Dialoge zwischen Politik, Wirtschaft, Kirche, Gesellschaft und Wissenschaft und motivieren weltweit Menschen, für die von uns vertretenen Werten einzustehen.

Auch handeln wir, entsprechend einer weiteren Definition Sozialer Unternehmen, gemeinnützig. Obwohl die KAS, wie andere politische Stiftungen, als solche firmiert, ist die Rechtsform die eines eingetragenen Vereins mit einer entsprechenden Satzung und berufenen Mitgliedern.
Entscheidende Unterschiede zwischen der Konrad-Adenauer-Stiftung und einem sozialen Unternehmen müssen aber dennoch festgehalten werden. Aus unserer Sicht ist mit dem Begriff „Enterpreneurship“ unabdingbar verbunden, dass Einkommen und Gewinne erzielt werden, Unternehmen am Markt sichtbar und erfolgreich tätig sind. Nicht umsonst hat die Europäische Kommission ihre Social Business Initiative in die Binnenmarktgesetzgebung (Single Market Act) integriert und eine Definition der Social Businesses gewählt, die unternehmerische Tätigkeit zugrunde legt (siehe KOM (2011), 682).

Davon unterscheidet sich die Konrad-Adenauer-Stiftung generell, denn wir sind nicht als „Business“ bzw. Unternehmen zu verstehen. Die Stiftung verkauft, anders als ein Unternehmen keine Produkte, um Umsätze und Gewinne zu machen, sondern ist als eingetragener Verein allein ihrem satzungsgemäßen Auftrag verpflichtet. Unsere Finanzierung erfolgt größtenteils öffentlich, als Zuwendungsempfänger verschiedener Bundesministerien, parlamentarisch im Bundeshaushalt etatisiert.
Insofern sind wir – gerade in unserer internationalen Arbeit –eher einer Nichtregierungsorganisation (NGO) vergleichbar als einem Social Business.
Die Idee des sozialen Unternehmertums, also von Unternehmern und Unternehmen, die sich für die Belange des Gemeinwohls einsetzen und zur sozialen Balance beitragen, hat hierzulande eine lange Tradition. Unter anderem deshalb werben wir für die Soziale Marktwirtschaft und zeichnen alljährlich Persönlichkeiten, auch Unternehmer, mit dem Preis Soziale Marktwirtschaft aus, die sich darum verdient gemacht haben, unternehmerischen Erfolg mit sozialem Engagement zu verbinden. Auch den Onlinedialog, über den Sie Ihre Frage stellen, haben wir auf der Seite unseres Internetportals zur Sozialen Marktwirtschaft eingerichtet, um verschiedene gesellschaftliche Gruppen in einen Dialog zu den Zukunftsfragen unserer Wirtschaftsordnung zu bringen. Und dabei spielen Themen wie Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit oder Lebensqualität des Wirtschaftens eine zentrale Rolle, also dem Social Enterpreneurship verwandte Themen.

Unserer Überzeugung nach leistet ein Unternehmen bereits einen positiven gesellschaftlichen Beitrag, ohne dass es ein „Social Enterprise“ sein muss: Ein Unternehmen stellt Güter für die Gesellschaft bereit und befriedigt die Bedürfnisse der Menschen. Ein Unternehmen steigert durch neue Ideen und Produkte sowohl Lebensqualität wie Lebensstandard. Unternehmen stellen Arbeitsplätze zur Verfügung und unterstützen ihre Mitarbeiter durch zusätzliche Leistungen wie Fortbildungen oder Betriebsrenten. Und sie fördern lokale Einrichtungen wie Vereine, Schulen oder kulturelle Initiativen. Auch ihre allgemeine Wirkung im Staatsgefüge darf nicht vergessen werden. So leisten die Unternehmen und ihre Angestellten einen erheblichen Beitrag zum Steueraufkommen und entlasten den Staat in Themen wie der dualen Ausbildung, den Berufsakademien, Betriebsrenten oder Gesundheitsprogrammen von weiteren Aufgaben.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort einige Ideen für Ihre Diskussion geben konnte und wünsche Ihrer Konferenz guten Erfolg. Vielleicht wollen Sie den Gesprächsfaden weiter spinnen und auch Ihre Mitstreiter einbeziehen. Das würde uns freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Thielen

Adressat/in der Frage

Michael Thielen

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
Generalsekretär

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