Verfasser/in der Frage

17.12.2012 13:11:29

Liebe Frau von Strombeck,
Sie haben im Laufe Ihrer Karriere mehrere Unternehmen kennengelernt (Tchibo, Premiere/Sky, jetzt Lotto24), haben dort erfolgreich Karriere gemacht. Aktuell wird viel über die Einführung einer Frauenquote gesprochen. Frauen in meinem Umfeld sind der Quote gegenüber sehr zwiegespalten. Sie schätzen, dass Sie damit bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und befürchten gleichzeitig, bei jedem Karriereschritt den Makel als „Quoten-Frau“ angeheftet zu bekommen.
Männer v.a. in Großkonzernen aber zunehmend auch im Mittelstand fühlen sich dagegen zunehmend diskriminiert, weil zur Zeit fast nur noch Frauen befördert werden – aus Sorge der Unternehmen die Quote in allen Hierarchie-Ebenen bald auch erfüllen zu können.
Wie sehen Sie das als ‚Betroffene‘, als Managerin aber auch ganz persönlich?
Besten Dank vorab für Ihre Antwort ,
Henrik Matthies, einer der Gründer von managerfragen.org

19.12.2012 15:23:04

Lieber Herr Matthies,

vielen Dank für Ihre Frage!

Dass Frauen der Quote mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen, wie Sie berichten, kann ich verstehen, ich bin aber anderer Auffassung.

Ich bin klare Befürworterin der Quote. Die Quote ist für mich ein Werkzeug, um die fähigsten Leute in die Firmen zu bekommen und Vielfalt sicherzustellen. Heute werden Kompetenz und Potential verschenkt, denn speziell in den Organen großer Firmen finden sich fast ausschließlich Vertreter der männlichen Hälfte der Bevölkerung. Die Quote kann dazu beitragen, dass sich dies ändert. Damit wird die Wirtschaft langfristig gestärkt werden.

Meine grundlegede Überzeugung ist, dass Unternehmen stark von Vielfalt profitieren. Das gilt für alle Unternehmensteile – und Frauen tragen zu dieser Vielfalt bei. Fakt ist nämlich leider, dass Frauen heute kaum nennenswert in Vorständen und Aufsichtsräten vertreten sind, sie sind eben nicht "normaler" Teil. Obwohl mehr Frauen studieren und teilweise bessere Abschlüsse haben als Männer, kommen sie in den häufigsten Fällen nicht "oben" an – jedenfalls nicht in einer relevanten Anzahl.

Frauen sollten aber keine Angst haben, als Quotenfrau zu gelten! Sie können immer durch Leistung überzeugen – wenn Sie erst mal die Chance dazu haben!

Durch die Quote wird die Chancengleichheit beschleunigt. Doch sie ist kein Allheilmittel. Frauen in Deutschland werden immer noch viele Hürden in den Weg gestellt, gerade, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Karriere geht: man gilt als Rabenmutter, wenn man Kinder hat, aber trotzdem eine Karriere verfolgt. Der soziale Druck auf junge Frauen ist nach wie vor sehr hoch. Es wundert mich daher nicht, dass viele kompetente junge Frauen auf Kinder oder auf die Karriere verzichten. Dieses Problem ist nicht allein durch die Quote zu lösen, wir brauchen zusätzlich ein gesellschaftliches Umdenken.

Mit den besten Grüßen,
Petra von Strombeck

Adressat/in der Frage

Petra von Strombeck

Lotto 24 AG
Chairman of the Executive BoardVorsitzende des Vorstands

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